Leider wieder ohne Begleitung aus dem Sauwald, dafür aber gemeinsam mit den zwei sehr netten „Bundesligafeinden“ Florian Schwabeneder und Hermann Obermayr aus Grieskirchen reiste ich letzten Samstag ins Burgenland zur diesjährigen Staatsmeisterschaft.
Heuer oblag es dem Landesverband Burgenland die Staatsmeisterschaft auszurichten. Der dafür gewählte Austragungsort war Pinkafeld, eine nette kleine Stadt im Süden des Burgenlandes. Ein tolles Hotel, gutes Essen, nette Leute und das passende Wetter waren ein gute Voraussetzung für eine schöne Urlaubswoche. Der überaus sympathische Franz Krassnitzer fungierte als gewohnt umsichtiger Schiedsrichter und Karl Theny sorgte für eine reibungslose Live-Übertragung der Partien. Über die vom LV Burgendland geschaffenen Spielbedingungen wollen wir höflich schweigen.
Gewonnen hat das Turnier mit sensationellen 8,5 Punkten aus 9 Runden der Großmeister David Shengelia vor Titelverteidiger Mario Schachinger und dem jungen Christoph Menezes.
Die Woche mit Hermann und Florian entwickelte sich zu einem wirklich tollen Urlaub. Gemeinsam mit den restlichen Oberösterreichern Hannes Windhager, Florian Mostbauer, Hermann Knoll und Manfred Grurl verbrachten wir so manch schöne Stunde in den Gastgärten des Burgenlandes oder bei entspannenden Spaziergängen in Pinkafeld.
Viel Freude machte mir auch das Wiedersehen mit Wu Jiong. Er spielte im A-Turnier des Burgenlandopens mit.
Doch bei all dem Urlaubsfeeling kam auch das Schachtraining nicht zu kurz. Analysen auf hohem Niveau und Vorbereitungen mit meiner neuen Schachsoftware waren selbstverständlich an der Tagesordnung.
Sportlich war mein Start in das Turnier etwas holprig. Gegen Manfred Grurl muss ich mit dem Remis höchst zufrieden sein. Und auch der Sieg in Runde 2 war nicht wirklich mein Verdienst.
Erst ab Runde 3 spielte ich vernünftiges Schach. Das Remis, mit den schwarzen Steinen, gegen unseren Jugendlandestrainer Georg Fröwis war vermutlich eine meiner besten Partien in diesem Turnier. Runde 4 machten Hermann und ich eine kleine Pause. Spanisch, Zugwiederholung im 13. Zug, gemeinsam vorbereitet…
Runde 5 durfte ich gegen die steirische Schachikone Georg Danner spielen. Wieder mit den schwarzen Steinen. Auch in dieser Partie gelang mir eine durchaus zufriedenstellende Leistung. Trotz einer kleinen, von Georg glücklicherweise nicht bestraften, Ungenauigkeit erreichte ich ein interessantes Mittelspiel. Mein strategischer Plan zu Bekämpfung seiner hängenden Bauern und der daraus resultierende Königsangriff gaben mir sogar einen leichten Vorteil. Ich konnte diesen jedoch nicht verwerten und verlor die Partie sogar noch. In der anschließenden Analyse klärten wir gemeinsam mit ein paar Kiebitzen wie das denn richtig gewesen wäre. Hochinteressant und lehrreich. Am Abend jedoch sagte mir meine Engine: Alles Blödsinn, der Königsangriff in der Partie war falsch gespielt und die Analysen waren auch alle falsch. Das geht ganz anders. Also was soll ich mich ärgern, keine wusste wie es geht. Da macht es nicht viel wenn man mal verliert. Eine lehrreiche Partie war es allemal und auch eine gute!
Runde 6 verlor ich einen offenen Sizilianer gegen den in diesem Turnier riesig spielenden Fabian Matt. Keine schlechte Partie aber der junge Vorarlberger war besser.
Nun wurde es aber Zeit wieder mal zu Punkten. In Runde 7 war mein Brett bereist hinter dem von Hermann. So darf das nicht bleiben. Also ein Schwarzsieg muss her. In einer interessanten durchaus kreativen Partie gelang mir dieser dann auch.
In Runde 8 hatte ich mit Philipp Scheffknecht einen Gegner vom Verein Götzis. Der Bundesligaaufsteiger aus dem Westen. Wenn das kein Ohmen ist… Wieder Sizilianisch, Paulsen, ähnlich der Partie gegen Matt. Aber Philipp verbrauchte zu viel Zeit. Ich konnte die Spannung aufrechthalten, er griff daneben und schon haben wir eine wichtige Vorentscheidung, eigentlich nicht, Philipp wird vermutlich in der 2. Bundesliga spielen. Götzis hat ebenso wie Sauwald den Aufstieg in beide Ligen geschafft.
Die alles entscheidende Runde 9. Mit Schwarz gegen den steirischen Landestrainer Gerd Schnider. Keine leichte Aufgabe. Und dann noch der Druck von Hermann. Er hat remisiert, wenn ich verliere reden wir im Auto 3 Stunden darüber …
Erfreulicherweise lief die Partie genauso, wie Florian es beim Frühstück beschrieben hat: „Nach der Eröffnung steht Didi etwas schlechter, aber wenn er das halten kann wird er gewinnen.“ Genau so war es.
5,5 Punkte, Rang 14, viel dazugelernt und einen schönen Urlaub gemacht. Ich möchte gleich wieder so ein Turnier spielen.
Im Detail könnt ihr natürlich alles bei chess-results nachlesen. Einen Bericht aus der Sicht Oberösterreichs findet ihr auf der Homepage des Landesverbandes.