Letztes Jahr spielten Michel Tischler, Simon Eder, David Schopf und Florian Gaisberger ein Schachturnier in Heidelberg. Das gefiel ihnen so gut, dass sie es heuer auch wieder mitspielen. Grund genug für mich (Dietmar Hiermann), auch mitzuspielen. Also ab nach Heidelberg.
Organisiert wurde die Teilnahme, die Reise, das Hotel usw. von Dave. Dafür erst einmal recht herzlichen Dank. Wir spielen alle fünf im A-Turnier und sind hoch motiviert. Runde 1: Flo startet gleich mal auf Brett 1, Michel auf 3 und ich auf 6. Also 3 Taufkirchner auf der Bühne. Flo darf als Erster der zweiten Hälfte gleich gegen die Startnummer 1 spielen. Michel wurde mit einer unbekannten DWZ als 1800er gesetzt und darf gegen Nr. 3 spielen. Simon, Dave und ich spielen gegen schwächere Gegner.
Drei Siege gegen schwächere Gegner, eine chancenlose Niederlage von Flo und eine verpasste Chance von Michel sind da ein wenig überraschendes Ergebnis.
In Runde 2 konnte Simon gegen einen klar höher bewerteten Gegner remis halten. Dave schaffte das leider nicht. Michel und Flo konnten gewinnen. Wobei die Partie von Flo wenig spektakulär war, jene von Michel dafür umso mehr. Jedes Mal, wenn ich hinsah, dachte ich, derjenige Spieler, der gerade über seinen Zug nachdenkt, steht schlecht. Da dies abwechselnd der Fall war und Michel in Wirklichkeit wohl immer besser stand, heißt das nur, dass die Partie zu kompliziert für mich war. Also super spannend, muss ich mir unbedingt noch ansehen. Meine eigene Partie war langweilig und irgendwann stellte mein Gegner dann etwas ein.
Runde 3 wird wohl nicht als unsere beste in die Geschichte eingehen. Ich spielte wieder eine langweilige Partie, von der man noch nicht genau weiß, warum ich sie gewonnen habe. Leider habe ich damit nun schon alle unsere Erfolge der dritten Runde aufgezählt. Aber das Team ist bestens gelaunt und weiterhin hoch motiviert. In Runde 4 wird das ganz anders laufen.
Lustiges Detail am Rande, Dave spielte in Runde 3 gegen den großen Bruder seines Erstrundengegners. Nochmals die gleiche Variante zu wählen, war offensichtlich keine gute Idee.
Leider haben wir einen ziemlich straffen Zeitplan, aber ich hoffe, wir können euch bald wieder von unseren Heldentaten in Heidelberg berichten.
In Runde 4 ist tatsächlich alles anders gelaufen. Wir haben alle 5 Partien gewonnen. Besser geht eigentlich gar nicht.
Dieses Mal weiß ich auch, warum ich gewonnen habe. Das lag an der Ente Shang Hai. Wir waren gestern Abend beim Chinesen essen. War lecker und recht viel. Leider schlafe ich mit vollem Bauch nicht gut, also habe ich die Zeit genutzt und mir die Vorbereitung von Dave nochmals angesehen. Mein Gegner machte den Fehler, die gleiche Variante, im selben Turnier zweimal zu spielen. Während ich es genoss, endlich mal die komplette Vorbereitung auf das Brett zu bekommen, schaute mein Gegner drein, als hätte ihm der Hund das Schnitzel geklaut. Eigentlich verständlich, denn meine Stellung war, dank der guten Vorbereitung, ein Selbstläufer. Die hätte vermutlich auch der Schäferhund mit dem Schnitzel gewonnen. Danke Dave!
Simon stand etwas bedenklich, konnte aber dennoch gewinnen. Er war halt der bessere Spieler in dieser Partie. Dave, Flo und Michel gewannen recht souverän.
Am Nachmittag in Runde 5 wurde es dann wieder deutlich schwerer. Simon und Flo erlitten Schiffbruch. Bei Flo war das wohl eine selbsterfüllende Prophezeiung. Er hat sich so lange eingeredet, dass er Angst vor dem jungen Gegner hat, bis er die eigentlich recht gute Stellung durch einen taktischen Fehler ruinierte.
Michel nahm ein Geschenk des Gegners gerne an und den Punkt noch gleich dazu. Dave stand super, konnte aber nichts rausholen. Der Gegner lehnte sein Remis-Angebot ab und überzog das Endspiel. Punkt für Dave! Ich spielte eine furchtbar schlechte Partie und bin überrascht, dass mein Gegner mich da noch ins Remis entkommen ließ.
7,5 Punkte aus 10 Partien, das ist mal eine fette Ausbeute. Da schmeckte die Pizza am Abend gleich viel besser. Morgen kommen die finalen Runden 6 und 7.
Runde 6: Sonntag Vormittag, die dritte und letzte Doppelrunde in diesem Turnier. Ich durfte, wie zu erwarten war, an Brett 1 gegen Startnummer 1 antreten. Obwohl mein Gegner mich, dank seiner guten Vorbereitung, schon in der Eröffnung überraschte und überspielte, bekam ich durchaus noch Chancen, welche ich aber leider nicht nutzen konnte. In der Analyse zeigte sich mein Gegner unzufrieden damit. Aber er zeigte mir auch, was er während der Partie alles gerechnet hat. Das war beeindruckend viel!
Simon konnte seine Punkteausbeute um ein Remis verbessern. Flo und Michel holten einen ganzen Punkt, und Dave war ziemlich enttäuscht, weil er den Punkt, welcher zum Greifen nahe war, liegen hat lassen. Das Highlight des Tages war wohl der Sieg von Flo. Obwohl wir ihm seit Monaten sagen, dass er eine bessere Eröffnung lernen soll, hält er an seinem Lieblingssystem fest. Dieses führte ihn binnen kürzester Zeit in eine hoffnungslose Stellung. Jedes Mal, wenn ich sein Brett besuchte, stellte ich fest, dass Flo hin ist. Und jedes mal hat sein Gegner darauf verzichtet, den Gewinnzug zu machen. Und so kam es, wie es kommen musste. Flo hat gewonnen!
Runde 7: Sonntag Nachmittag. Inzwischen merkt man schon recht deutlich, dass die Luft raus ist und wir alle unter der Anstrengung von drei aufeinanderfolgenden Doppelrunden leiden. Dave hat eine Schwachstelle in seinem Eröffnungswissen gefunden und weiß nun, woran er in nächster Zeit arbeiten wird. Simon und Flo konnten nochmal einen Punkt zulegen. Flo profitierte dabei von einem Einsteller seines Gegners in einer eigentlich nicht gewinnbaren Stellung. Damit liegt die Punkteausbeute unseres Bergbauernbuben heute bei 400% seiner Chancen.
Michel kämpfte am längsten und wie immer mit vollem Einsatz, doch dieses Mal nahm sich der Gegner den Punkt. Ich selber hatte große Probleme mit der Eröffnungswahl meines Gegners. Nach der Partie erklärte mir der 16 jährige Deutsche, dass dies sehr moderne Varianten sind und zeigte mir beeindruckend viel Eröffnungswissen, welches mir offensichtlich fehlte. Da mein Gegner aber nicht in der Lage war, meinen recht defensiven, aber stabilen Verteidigungswall zu überwinden, einigten wir uns auf Remis, was auch der Engine-Bewertung unserer Schlussstellung entspricht. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, das wäre egal, weil ich auf Grund meiner schlechten Zweitwertung wohl auch mit einem Sieg nicht in die Preisgeldränge kommen würde.
Aber wie sich hinterher zeigte, wäre ich mit einem Sieg Dritter geworden. Schade, aber knapp daneben ist auch vorbei. Immerhin kann ich mich darüber freuen, dass ich mit 5 Punkten wieder mal ein gutes Turnier gespielt habe. Der Start in das Turnier war super. Runde 4 war ein besonderer Leckerbissen, aber ab Runde 5 war die Ausbeute leider nicht mehr genug, um ganz vorne mitzuspielen.
Für Flo war es ein super Turnier: mit viel Engagement und dem Glück des Tüchtigen kam er auf 4 Punkte und ist auf Grund der besseren Zweitwertung in der Endrangliste sogar noch vor den anderen jungen Taufkirchnern. Die sich darüber natürlich recht freuen. Einen Ratingpreis hat Flo leider knapp verpasst.
Michel und Simon haben ebenfalls 4 Punkte gemacht, während Dave sich mit drei Punkten begnügen musste. Aber das ist halt die Doppelbelastung eines Reiseleiters! Letzteres hat Dave übrigens sehr gut gemacht. Vielen Dank nochmals für das "rundum sorglos Paket" welches mir bei dem Turnier geboten wurde. Alles worum ich mich kümmern musste war: "Folge der Herde"
Nach 7 Runden Turnierschach in nur 4 Tagen sind alle müde und versuchen bei der Heimfahrt etwas Schlaf nachzuholen. Insgesamt war es ein schönes und gut organisiertes Turnier. Aber leider haben wir von dem angeblich so schönen Heidelberg nicht wirklich was gesehen. Denn das Turnier fand in einem eher trostlosen Stadtteil statt. Die einzige Möglichkeit etwas zu essen, war im Buffet des Turnierveranstalters, denn Gastronomie gab es im näheren Umkreis keine, und zwischen den Runden war die Zeit einfach zu kurz, um sich etwas zu suchen.
Das Wochenende mit den Jungs hat mir viel Spaß gemacht. Die wenige Freizeit, die uns blieb, nutzten wir für die Diskussion, wo wir zu Abend essen werden und zum Kartenspielen. Jetzt pennen die "Kleinen" alle im Zug, und ich nutze die Zeit um diesen Bericht zu ergänzen. Eigentlich wollten wir ja wieder einen Bericht aus mehreren Perspektiven schreiben. Aber die Zeit war halt wirklich zu kurz dafür. Mal sehen, ob noch einer was anfügen will...
Anhang 1(Michel)
Didi hat das alles schon sehr gut und ausführlich zusammengefasst, trotzdem kann das Eine oder Andere auch aus meiner Sicht noch hinzugefügt werden. Aus gesamtheitlicher Sicht bin ich voll zufrieden mit dem Turnier und fand es echt lustig, wieder mal gemeinsam wo Urlaub zu machen. Ein wichtiger Aspekt, der vielleicht noch erwähnt werden kann, ist: wollt ihr wissen wie, man gegen Flo ein Remis bekommt? Antwort: Man lädt ihn auf ein Essen bei Mandy ein. Das ist nämlich eines von seinen Lieblingsrestaurants und ein wichtiger Mitgrund für ihn, auf das Turnier zu fahren ;) (das Essen dort ist aber wirklich sehr lecker und echt riesig). Ein überaus "interessantes" Erlebnis war es, nach mehr oder weniger 4 "erholsamen" Stunden Schlaf im Zug, verbunden mit zwischenzeitlichem Umsteigen und (wie könnte es anders sein) Spiele spielen, gleich weiter zur Zivildienstausbildung zu fahren. Tja, genau das habe ich gemacht! Vielleicht bin ich "etwas" müde im Kurs gesessen und habe mich gefragt, warum ich mich nochmals auf das eingelassen habe, trotzdem würde ich es im Nachhinein betrachtet wieder machen! Also alles in allem: Danke für das lustige Turnier, die tolle Organisation (danke auch an "Leisereiter" Dave ;)) und die schöne Zeit. Hoffentlich bald wieder :).
Anhang 2(Flo)
Alle Male wieder sind Schachturniere mit meinen Freunden ein großartiges Erlebnis – Da ist es eigentlich auch fast egal wie schön die Gegend ist (denn schöner als in Goisern ist es sowieso nirgendwo).
Kartenspiele und Essen zeichneten den kurzen Urlaub aus… aja und ein wenig Schach spielten wir auch noch. Stolz wage ich zu behaupten die spannendste Partie im Turnier gespielt zu haben – schon irgendwie unverständlich warum alle meine Eröffnungswahl kritisieren, wobei man doch so völlig risikolos Partien gewinnen kann😉. Ich schätzte ich muss Michel demnächst eine Lehrstunde anbieten, damit er auch mal an Brett 1 spielen darf. Außer Panikattacken, wenn ich gegen kleine Kinder spielen musste, war das Turnier ein voller Erfolg.
Auch ich darf mich abschließend bei unserem Reiseleiter Dave bedanken, dass er kein Kind verloren hat, und alle mit einem Lächeln zuhause angekommen sind.
Hier noch ein paar Link:
- Heidelberger Schachherbst 2024 bei chess-results
- Die Ergebnisse von Dave
- Die Ergebnisse von Flo
- Die Ergebnisse von Michel
- Die Ergebnisse von Simon
- Die Ergebnisse von Didi