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Spilimbergo Masters 2024
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Spilimbergo Masters 2024

Abschlussbericht

 Endlich wieder Schach Turnier! Aktuell ist Taufkirchen beim Spilimbergo Masters, knapp hinter der österreichischen Grenze bei Villach, vertreten. Im Masters (1950+) spielt Philipp und heute am Sonntag, 11.08, steigt noch Simon (Eder) ins A-Turnier ein, daher kommt wieder ein Bericht. Philipp ist wie üblich mit Lukas und Moritz Stöttner unterwegs - Team Niederbayern in Italien. Ebenfalls bemerkenswert ist wie üblich die absurde Dichte an Jugendspielern im Turnier (Philipp zählt zur älteren Hälfte hier) und die Teilnahme vom New Yorker Schach-Youtuber IM Levy Rozman ("GothamChess") mit beinah 3 Milliarden Views auf Youtube. Lustigerweise ist er sogar in demselben Hotel wie wir. Die Top Bretter kann man auf lichess.org live verfolgen; die Ergebnisse gibt es wie üblich auf chessresults.com.

Runde 1:

Am Freitag um 15:30 startete die erste Runde. Glücklicherweise ist der Spielort gut gekühlt, die ganze Woche wird es jeden Tag 32-36 Grad Celsius haben. Philipp hatte in der ersten Runde Schwarz gegen den jungen isländischen IM Domalchuk (2366 FIDE). Aus der Eröffnung kam leichter Positions- und großer Zeitvorteil heraus, allerdings wurde dann etwas zu ambitioniert ein Turm für Läufer und Bauer geopfert, wonach sich die Partie langsam drehte. Irgendwann im Turmendspiel geriet der schwarze König dann in ein Mattnetz - eine etwas unglückliche Niederlage insgesamt. Dafür gelang Moritz ein äußert souveräner Sieg gegen den italienischen FM Paduano (2387 FIDE), Lukas ebenso.

Runde 2 + 3:

Am Samstag gab es dann die erste von zwei Doppelrunden; bei der Hitze extrem anstrengend. Philipp und Lukas tauschten im Vergleich zur ersten Runde ihre Gegner; aber Lukas schlug sich etwas besser und remisierte ungefährdet mit Weiß gegen IM Domalchuk, während Philipp gegen den Schweizer Unternehmer Miran Alic (2006 FIDE) nicht über ein Remis hinauskam, obwohl er "Michel-Style" noch 30 Züge lang ein Läufer gegen Springer Endspiel presste, allerdings ohne finalen Durchbruch. Moritz verlor "Philipp-Style" trotz eines riesigen Eröffnungsvorteils gegen WGM Alisanab (2354 FIDE).

Die Nachmittags Runde war dann wieder umgekehrt: Philipp gewann mit Schwarz gegen ein slowakisches Kind (1977 FIDE), während Lukas mit Schwarz gegen ein anderes, deutlich stärkeres slowakisches Kind (FM Lavrencic, FIDE 2356) verlor. Moritz remisierte gegen den deutschen FM Benedikt Dauner (2342 FIDE).

Damit stehen wir jetzt alle bei 1,5/3; am Sonntag geht es gegen starke Gegner weiter. Lustigerweise begann jede von Philipps Partien bis jetzt mit 1.c4 Nf6. "GothamChess" steht nach zwei Remis jetzt bei 2/3. Morgen steigt dann auch endlich mit Simon Eder ein weiterer "echter Taufkirchler" ins Turnier ein.

Runde 4:

Der Sonntag brachte Licht und Schatten. Schatten vor allem für Simon, dessen Start ins Turnier gegen eine junge Inderin total missglückte und für Moritz, der gegen einen jungen Kasachen einen Zwischenzug vergaß und dadurch aus einer Gewinn- eine Verluststellung machte.

Dies konnten die anderen aber wettmachen: Lukas gewann in unter einer Stunde gegen IM Vezzosi (mit nur 2048 FIDE kein echter Gegner mehr für ihn) und Philipp gewann eine starke Sizilianisch Partie mit Schwarz gegen den jungen Albaner CM Zeneli (2231 FIDE). Auch bemerkenswert war die Ankunft von Vesselin Topalov, ehemaliger Vizeweltmeister, welcher als offizieller Turnierbotschafter fungiert und am Dienstag ein Simultan geben wird. Am morgigen Montag geht es mit der nächsten Doppelrunde weiter.

Runde 5+6:

Die zweite und letzte Doppelrunde in der italienischen Hitze ist geschafft. Besonders zufrieden dürfte mit den Ergebnissen aber keiner so wirklich sein:

Am ehesten wahrscheinlich Simon im A-Turnier. Am Vormittag bekam er seinen geliebten klassischen Holländer aufs Brett (Warum genau er den liebt, wissen wir nicht) und konnte trotz einer etwas wacklig aussehenden Position am Ende den Sieg holen. Am Nachmittag gab es dann ein Remis im Fantasy Caro-Kann, welches der Gegner erfolgreich entschärfen konnte.

Im Masters ging es für "Team Niederbayern" heute gegen richtig gute Gegner ran. Philipp spielte am Vormittag mit Weiß eine druckvolle Englisch-Partie gegen IM Dusan Lekic (2275 FIDE) und konnte diesen strategisch und taktisch overpowern. Der klare Weg zum Gewinn wurde jedoch nicht gefunden, und am Ende kam nur ein 5v4 Damenendspiel bei heraus, welches dann keine Siegchancen mehr bot. Moritz gewann gegen einen Schwächeren, während Lukas gegen eines von Österreichs größten Talenten spielte, den 17-jährigen FM Alexander Gschiel (2346 FIDE). Dieser ist nicht nur im Schach, sondern auch im Tennis einer der landesweit besten Spieler seines Jahrganges, und dementsprechend sogar Vizeweltmeister in der Kombinationskunst "Schach-Tennis". Lukas fand mit Schwarz im Katalanen jedoch ein starkes Qualitätsopfer gegen ihn und konnte am Ende ein Dauerschach forcieren.

So gut wie die Vormittagsrunde ausging, so mies lief die Nachmittagsrunde. Lukas wurde in 20 Zügen im Rg1-Najdorf vom jungen Italiener FM Francesco Bettalli (2368 FIDE) auseinander genommen und Moritz verlor eine Spanisch Partie mit Schwarz gegen CM Zeneli, welchen Philipp gestern noch schlagen konnte. Dieser darf morgen als Belohnung für den Sieg gegen Moritz jetzt gegen "GothamChess" spielen, welcher heute gegen einen jungen Inder verlor, und gerade feststellen muss, dass europäische offene Turniere vielleicht etwas härter sind als amerikanische geschlossene Norm Events.

Philipp bekam ein langes Springer und Läufer gegen Läuferpaar Endspiel gegen den chilenischen FM Cristian Vasquez (2278 FIDE) und verteidigte 80 Züge lang heroisch, musste sich am Ende aber dennoch geschlagen geben. Eine sehr bittere Niederlage; da das Endspiel objektiv die meiste Zeit Remis war. In der anschließenden Analyse mit dem sympathischen Badener IM Nikolas Schmider wurde dann aber immerhin festgestellt, dass es wirklich extrem schwierig zu halten war; paradoxerweise waren insbesondere die Abwicklungen ins unterschiedlich farbige Läuferendspiel quasi immer verloren.

Damit ist wie gesagt die anstrengende Doppelrunde geschafft. Drei Runden noch, hoffentlich mit einem starken Abschluss für alle.

Runde 7:

Der Dienstag sah einen klaren Aufwärtstrend. Zunächst gelang Simon ein klasse Angriffssieg mit einer aggressiven Gambit Variante. Das Timing der Aufgabe des Gegners war allerdings etwas absonderlich. Weiß stand die ganze Partie auf Verlust, dann gelang es ihm aber, seine Figuren rauszubekommen und die weißen Felder zu blockieren - und dann, mitten im Aufwärtstrend, gab er auf. Mysteriös, aber Simon wird sich nicht beschweren.

Philipp spielte gegen seinen ersten Italiener, den 17-jährigen Lorenzo Candian (2204 FIDE). Dieser kam mit Weiß mit starker Eröffnungsvorbereitung an, Philipp konnte sich dank präzisem Rechnen aber rausspielen und ein seemingly ausgeglichenes Doppel-Turmendspiel erreichen, wo sich auf ein Remis verständigt wurde. In der Analyse mit Simon und IM Schmider kam man zu dem Ergebnis, dass die Endposition ein ereignisloses Remis ist. Zur allgemeinen Überraschung bewertete der Computer die Endstellung aber als gewonnen für Schwarz! Da fehlt es wohl an allen Ecken noch an Endspiel Verständnis; Schwarz hätte auf jeden Fall weiter spielen müssen.

Moritz gewann ein schönes Endspiel mit einem Königsmarsch von g1 nach e7 gegen den 15-jährigen Stefano Maldonado (2221 FIDE) und Lukas musste sich gegen ein deutsches Kind mit einem Remis begnügen. Weiter vorne bezwang "GothamChess" in einer sehenswerten Partien mit Damenopfer CM Zeneli. 

Runde 8:

Mittwoch, vorletzter Tag! Aufgrund des verschobenen Turnierplans hatte Simon im A-Turnier heute zwei Runden, das Masters aber nur eine am Nachmittag. Am Vormittag musste Simon aber leider die Segel streichen, trotz einer guten Alapin Position. Dafür gelang ihm am Nachmittag ein schöner Angriffssieg, natürlich wieder im klassischen Holländer.

Philipp konnte das Highlight des Turniers liefern, mit einem starken Sieg gegen IM Aleksic! Dieser ist zwar auch schon etwas älteren Jahrganges und hatte "nur" noch 2214 FIDE, aber trotzdem; erster IM-Sieg in Classical. Nach einer voll einschlagenden Eröffnungsvorbereitung in Damenindisch kam ein großer Zeitvorteil heraus, und in komplizierter Position wurde der Gegner dann zerstört, bis er genervt seine Zeit auslaufen ließ.

Moritz und Lukas wurden währenddessen unglücklicherweise gegeneinander gelost - extra nach Italien fahren, um dann gegen seinen eigenen Bruder zu spielen, ist wirklich extrem bitter. In der Partie wurde die beschleunigte Freibad-Variante gewählt, mehr muss man dazu nicht sagen.

Morgen, Donnerstag Vormittag, steigt dann die letzte Runde, hoffentlich mit einem starken Ende für alle.

Runde 9:

Dies konnten wir überwiegend verwirklichen. Simon gewann eine weitere taktische Angriffspartie mit Weiß gegen das trendy Qd6-g6-Skandinavisch, nachdem Schwarz den fianchettierten g7-Läufer tauschte war es sofort hin.

Philipp spielte eine lange Theorie-Diskussion gegen den 18-jährigen Italiener FM Neven Hercegovac (2278 FIDE), wurde auf Zug 20 jedoch überrascht und geriet in ein schlechtes Endspiel, welches dann verloren ging. Dafür konnten Moritz und Lukas zum Abschluss nochmal starke Siege einholen, wodurch beide Philipp doch noch punktemäßig überholen konnten. Weiter vorne konnte "GothamChess" in der letzten Runde den italienischen Veteran GM David Alberto (2507 FIDE) von Brett fegen, wodurch auch er noch ein sehr solides Turnier hatte.

Fazit:

Gutes Turnier für alle! Simon hatte im A-Turnier (1700-2100) mit 4,5/7 ein relativ normales Turnier, allerdings mit eine Vielzahl cooler Angriffspositionen und sichtlich Spaß am Spielen.

Im Masters wurde richtig durchgezogen: Philipp hatte mit 4,5/9 und einer Performance von 2203 Elo ein sehr starkes Turnier. Die zwei Siege gegen Titelträger, vor allem der brutale Runde - 8 - Sieg gegen IM Aleksic, machten richtig Laune. Auch Moritz und Lukas konnten mit jeweils 5/9 jeweils überzeugen und wie üblich Elo gewinnen. Einzige Wertmutstropfen waren die absurde Auslosung in Runde 8 und Moritz' Probleme mit Zwischenzügen.

Damit geht es morgen am Freitag zurück nach Deutschland, Simon reist bereits am heutigen Donnerstag zurück nach Österreich. Für die nächsten Jahre kann eine Teilnahme nur empfohlen werden. Das Masters Turnier ist mit den vielen starken Jugendspielern und Titelträgern natürlich sehr hart, vor allem, wenn man nicht an minimum 36 Grad Celsius tagsüber gewöhnt ist. Dafür sind die Rahmenbedingungen in der schönen italienischen Kleinstadt Spilimbergo, unter anderem mit Freibad und Mittelalterfest, super, und die Organisation ist darüber hinaus hervorragend - also auch hier eine klare Spielempfehlung an alle. Schachturnier im Sommer machen einfach Spaß!

 

 

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