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Staatsmeisterschaft im Turnierschach 2024
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Staatsmeisterschaft im Turnierschach 2024

Das wichtigste Turnier Österreichs - und dieses Jahr sogar in Oberösterreich - darf man ja eigentlich nicht verpassen!

Genau das dachten sich "Benni" und ich! Als Weggefährte ist noch Joachim Standhartinger am Start - mehr braucht man ja (fast) nicht ;). 

chess-results Lichess

Runde 1:
In der ersten Runde traf ich mit Schwarz auf den sympathischen FM Peter Palint. Das 14-jährige Talent kenne ich bereits von Jugendstaatsmeisterschaften und anderen Turnieren. Da ich in der letzten Partie eine sehr gute Stellung herausholen konnte, aber dann leider noch eingestellt habe, war ich schon sehr gespannt auf unsere zweite Begegnung. Bereits in der Eröffnung konnte ich einen leichten Vorteil für mich beanspruchen und diesen dann sukzessive im Mittelspiel ausbauen. Die Stellung war jedoch nicht einfach zu spielen und fraß daher sehr viel Zeit. Leider konnte ich meine Gewinnstellung in Zeitnot wieder nicht gegen ihn verwerten und fand mich dann in einem unbequemen Endspiel wieder. Dieses spielte er einwandfrei und schlussendlich musste ich nach einem langen Kampf meine Waffen strecken. Trotzdem war dies eine sehr gute Partie und auch wenn kein Punkt mitgenommen wurde, blicke ich trotzdem frohen Mutes in die Zukunft.

Runde 2:
Schon wieder mit Schwarz gegen einen FM! Dieses Mal aber nicht mehr ganz jugendlich ;). Tatsächlich habe ich Humer Wolfgang schon öfters bei Turnieren gesehen, hatte jedoch bis jetzt noch nie die Möglichkeit mich mit ihm zu messen. Da ich im Vorhinein schon gesehen hatte, dass mein Gegner eher abseitige und harmlose Eröffnungsvarianten spielt, versuchte ich mich entsprechend vorzubereiten, um bereits aus der ersten Partiephase einen möglichst großen Vorteil herauszuholen. Sehr erfreut war ich dann, als wirklich genau das aufs Brett kam, mit dem ich gerechnet hatte. Somit konnte ich bereits aus der Eröffnung einen leichten Vorteil für mich sicherstellen. Ein durchgehend sauberes Spiel und das richtige Gespür bei strategischen Entscheidungen führten zu immer größerem Vorteil. Als ich dann auch noch eine Figur gewinnen konnte, hatte mein Gegner ein Einsehen und der nächste Sieg gegen einen FM war geschafft! Nachdem ich nun endlich meine gewonnenen Stellungen auch verwerte, kann das Turnier für mich nun so richtig losgehen :).

Runde 3:
In der dritten Runde durfte ich nun endlich mit den weißen Steinen gegen IM Grötz Harald ran. Die Eröffnungsvorbereitung konnte nicht besser laufen – mein Gegner war zwischenzeitlich sogar bei 30 Minuten weniger als ich – ein unbekanntes, jedoch tolles Gefühl ;). Fortlaufend fand ich dann die besten Züge, sodass ich im Mittelspiel sogar eine Gewinnstellung für mich herbeiführen konnte. Doch die Stellung blieb sehr kompliziert. In einer Situation rechnete ich dann 20 Minuten an einem Zug und mir war nicht klar, wie die folgende Stellung einzuschätzen war. Mein Gefühl sagte mir, dass ein besserer Zug in der Stellung sein sollte, jedoch wollte und konnte ich nicht nochmals so viel Zeit investieren und spielte den gerechneten Zug. Danach war bereits aber der ganze Vorteil wieder weg und die Stellung wurde nicht einfacher. Ein Einsteller meinerseits in Zeitnot führte dann zu einem gewonnenen Endspiel mit Mehrbauern, welches dann auch leider nicht zu wenden war. In der nächsten Runde habe ich wieder Weiß und hoffe, dass die Partie auch so gut für mich beginnt, wie heute :).

Runde 4:
Gestern spielte ich gegen WFM Hapala Elisabeth, welche mit zu den stärksten Frauen Österreichs gezählt werden kann. Da sie die gleiche Variante spielt, wie mein Gegner aus Runde 3 und ich nicht in ihre Vorbereitung reinlaufen wollte, spielte ich eine andere Nebenvariante. Sie schien jedoch nicht überrascht und blitzte im 7. Zug eine „Neuerung“ heraus, die erst 7 von 1315-mal gespielt worden ist. Im Nachhinein erfuhr ich, dass sie sich diese Line vor dem Turnier nochmal genauer angeschaut hatte. Ich war also ab da auf mich allein gestellt. Die Stellung gefiel mir jedoch und mit zunehmender Zugzahl wurde sie immer besser für mich. Wie in jeder Partie in diesem Turnier, stand ich auch in dieser im Mittespiel auf Gewinn. Der Gewinnzug ist logisch, jedoch sind die darauffolgenden Züge brutal schwer zu errechnen und dann auch noch richtig einzuschätzen. Der Computer zeigt nämlich sehr instruktiv, dass ich das Zentrum mit einem Bauernopfer sprengen kann – soweit noch verständlich. Die Überlegung, dass ich dann aber 2 Figuren noch opfern soll, hab ich zwar gemacht, aber leider konnte ich nicht ganz erkennen, dass dann 10 Züge später auch 2 Figuren von ihr fallen werden, wodurch die Stellung leicht gewonnen gewesen wäre. Mit zunehmender Zeitnot schloss sich die Stellung dadurch immer mehr. Mir war nicht ganz klar, ob das nun gut oder schlecht für mich war – ihr König war nun sicher, aber ihr Läuferpaar wirkte dafür nicht so aktiv. Schlussendlich fand sie jedoch in dieser Phase einfach die besseren Züge und das Endspiel nach der Zeitkontrolle war nicht mehr zu retten. Schade – aber irgendwie finde ich langsam gefallen an diesen Angriffsstellungen – danke Phillip ;). 

Runde 5:
Zum ersten Mal in diesem Turnier kein Titelträger! Martinovic David ist aber ein nicht unbekanntes Jugendtalent, welches auch bei den Staatsmeisterschaften häufig anzutreffen ist. Mein Gegner und ich spielten in der Eröffnung lange eine bekannte Abfolge, die bei bestem Spiel eigentlich in ein leicht besseres Endspiel für Weiß führen sollte. Stattdessen opferte mein Gegner im 13. Zug eine Figur. Dies gilt als zweitbester Zug und sollte bei bestem Spiel in ein forciertes Remis durch Dauerschach enden. 15 Minuten lang überlegte ich, ob ich in diese Variante gehen soll oder ob ich vielleicht doch für mehr Risiko gehen und einen anderen Zug spielen soll. Schließlich entschied ich mich den zweitbesseren, jedoch deutlich schlechteren Zug zu spielen. Da mein Gegner nun mehr oder weniger auf sich alleine gestellt war und nicht mehr die besten Züge spielte, konnten wir zu meinem Glück kurze Zeit wieder ein Endspiel erreichen. Das war genau das, was ich wollte. Dieses spielte ich dann nämlich souverän nach Hause und der zweite Sieg war da :).

Runde 6:
Die sechste Runde war ein Auf und Ab. In dieser Runde spielte ich gegen den Oberösterreicher Windhager Hannes, welchen ich zwar vom Namen her kannte, nun aber auch ein Gesicht dazu habe. In der Eröffnung wollte ich nicht allzu viel Zeit verlieren, weshalb ich relativ schnell zog. Leider unterlief mir dabei ein kleiner Ausrutscher bezüglich der Zugreihenfolge. Dadurch hatte mein Gegner die Möglichkeit einen Springer zum Opfer anzubieten und dadurch starken Angriff zu bekommen. Ich hatte diese Variante zwar vor Jahren schon Mal analysiert, jedoch konnte ich mich nicht mehr an die richtigen Züge erinnern. Um in dieser taktischen Stellung trotzdem die korrekte Fortsetzung zu finden, brauchte ich leider fast meine gesamte Zeit auf. Nun hatte ich jedoch einen taktischen Gegenschlag erspäht und war nun bereit meinerseits eine Figur zu opfern. In dieser komplizierten Stellung konnte ich nun besser rechnen, als mein Gegner und gewann eine Figur. Leider hatte ich jedoch keine Zeit mehr auf der Uhr und musste nun schnell spielen. Ich wickelte in ein Endspiel mit Qualität mehr ab, von welchem ich dachte, dass es nicht mehr so kompliziert sein sollte. Leider falsch gedacht. Wie sich herausstelle, hatte er doch noch mit dem Läuferpaar ein paar Tricks auf Lager. Genau im 40. Zug nahm ich dann den falschen Bauern, wonach mein Gegner eine starke Reposte hatte und diese leider auch fand. Das darauffolgende Bauernrennen war noch immer nicht ganz klar, jedoch leider nicht mehr zu retten. Eine bittere Niederlage. In dieser Parte war wieder Mal das Zeitmanagement klar das Problem. Zumindest bin ich glücklich, dass ich in der taktischen Stellung bessere Züge finden konnte als mein Gegner – beim nächsten Mall muss ich sie nur ein bisschen schneller finden :).

Runde 7:
In der siebten Runde traf ich mit den schwarzen Steinen auf MK Gerhard Spiesberger, welcher in der 2. Bundesliga West spielt und mir deshalb vom Aussehen her bekannt vorkam. Vor der Partie hat er mich gefragt, ob wir schon mal gegeneinander gespielt hätten, jedoch konnten wir uns beide an keine Partie erinnern. Da ich gestern diese unschöne Niederlage einstecken musste, wollte ich heute umso mehr gewinnen, weshalb ich mein Möglichstes gab, ein Ungleichgewicht in die Stellung zu bringen. Im Laufe der Partie erspähte ich eine 5-zügige Taktik, mit der ich Läufer + 2 Bauern gegen Turm tauschen konnte. Mehr brauchte ich dann auch nicht. Eine saubere Partie und ein gutes Endspiel und dann war schon 0-1 auf dem Partieformular. (Lustige Randnotiz: ich habe nun jede Caro-Kann Partie in diesem Turnier gewonnen… ich glaube, das wird meine Eröffnung des Turniers ;))

Runde 8:
Am Samstag durfte ich in Runde 8 gegen den relativ gleich alten und gleich starken Bratko Alexander antreten. Gestärkt durch den Sieg in der vorherigen Runde, spielte ich eine starke Eröffnung. Ich kannte den Aufbau ein bisschen besser als mein Gegner, weshalb ich mit Zeitvorteil und besserer Stellung in das Mittelspiel kam. Im Mittelspiel nutzte ich dann seine taktischen und strategischen Fehler aus, wodurch ich das Läuferpaar und einen Bauern erobern konnte. Nun musste ich nur noch sein Gegenspiel verhindern und mit meinen Figuren angreifen. Nicht viel später war der schwarze König auch erlegt. Eine durch und durch starke und irgendwie auch wieder relativ leichte Partie ;).

Runde 9:
In der letzten Runde war ich nochmals Feuer und Flamme einen weiteren Punkt zu holen! Das morgendliche Frühstück bescherte mir bereits „Sweet Times“ – danke Joachim ;). Mein Gegner wählte eine Sideline in einer der Hauptvarianten und ich musste mich erinnern, welche Ideen ich da analysiert habe. Schließlich konnte ich mich an eine interessante Fortsetzung erinnern und nun war auch mein Gegner aus dem Buch. Das Mittelspiel spielte ich dann klar besser. Die Folge war eine geschwächte Königsstellung bei meinem Gegner, dafür hatte ich einen Bauern mehr ;). In Zeitnot wurde es jedoch nochmals kompliziert und ich wickelte in ein leicht besseres Turmendspiel ab. In dieser Phase konnte ich die Partie jedoch klar dominieren und nach der Zeitnot fand ich dann den perfekten Gewinnweg, der dann keinen Spielraum mehr offen ließ!

Abschluss:
Alles in allem fand ich das Turnier wirklich super! Die Organisation war einwandfrei und man konnte direkt spüren, wie wichtig es für die Veranstalter war, eine harmonische Atmosphäre zu gewährleisten. Danke nochmals an alle, die dabei ihren Beitrag geleistet haben. Weiters bedanke ich mich noch bei Kuran und Didi, die so manches Mal als Chauffeure im Einsatz waren. Gratulation natürlich auch nochmals an alle Gewinner! Im Endeffekt bin ich auch ganz froh mit meiner Leistung im Turnier. Mit 5 aus 9 konnte ich eine Eloperformance von ca. 2170 erspielen und meinen Startrang fast halbieren! ;) Mir hat das Turnier sehr viel Spaß bereitet und ich freue mich bereits auf das Nächste!

chess-results  Fotos von Peter