Kämpfen bis zum Umfallen.
Gestern durften wir gegen die Mannschaft SV Raika Rapid Feffernitz 2 spielen. Die bisherige Aufstellung von Feffernitz war gut, aber schlagbar. Leider hat sich das geändert. Feffernitz stellte gestern eine viel stärke Mannschaft auf. Mein „das wir ihnen viel Elo kosten“ war mehr Zweckoptimismus als echter Glaube. Ich habe erwartet, dass ich gegen einen jungen 2000er spielen muss. Aber stattdessen nahm Alexandr Lauda gegenüber Platz. Ein Slowene mit ca. 2250 Elopunkten.
Da ich jedoch an Brett 6 spielte, war dies der schwächste unserer Gegner. Alle anderen war noch stärker. Basti musste an Brett 4 gegen eine Großmeister spielen. Also waren wir der klare Außenseiter in diesem Wettkampf. Meine Partie begann mit gut bekannter Italienisch-Theorie. Nach ein paar Zügen habe ich mir mal die anderen Partien angesehen. Auch dort war noch nichts los. Man beschnupperte sich in der Eröffnung und suchte nach Schwächen im Spiel des Gegners.
Mein Gegner teilte nicht nur den Namen mit unserem berühmten Rennfahrer, er teilte wohl auch die Vorliebe für rasante Manöver. Relativ rasch machte es aus der ausgeglichenen ruhigen Eröffnung eine komplizierte und zweischneidige Partie. Aber ich habe weiß und bin davon überzeugt, dass ich noch nichts falsch gemacht habe. Also muss das ok sein.
Ein neuerlicher Blick auf die Stellungen meiner Freunde verriet mir, dass auf allen Brettern anspruchsvoll gespielt wird. Keine der Partien konnte ich mit dem kurzen Blick im Vorbeigehen beurteilen. Zurück an meinem Brett kam ich gerade mal rechtzeitig, um zu sehen, wie mein Gegner weiter Öl ins Feuer goss. Er gab 2 Leichtfiguren für einen Turm, starke Initiative und gefährliches Spiel gegen meinen König. Erst dachte ich er hätte eingestellt, doch dann wurde mir klar, dass er rasch und gut fortsetzte, und ich begann mich zu Fragen, ob ich da vielleicht in eine Vorbereitung reingelaufen bin.
Ich investierte viel Zeit, um eine stabile Verteidigung zu finden, die es mir aber dennoch erlauben würde auf Gewinn zu spielen. Zum Glück fand ich den Se2. Vermutlich die beste, wenn nicht sogar einzige Verteidigung. Dieser Zug brach die Initiative meines Gegners, nicht zuletzt, weil er ihn in der Vorausberechnung nicht gesehen hat. Also doch keine Vorbereitung, sondern nur ein starker Angriffsspieler? Egal, wie auch immer, ich konnte den Damentausch erzwingen. Musste dafür aber einen Bauern abgeben.
Es war Zeit für die nächste Beobachtungsrunde. Überrascht stellte ich fest, dass bereits 3 Partien beendet warnen. Pit hat gegen IM Schreiner remisiert. Eine starke Leistung, immerhin hatte er Schwarz. Christoph hat gegen Lukas Dotzer verloren. Für Christoph läuft die Saison nicht. Er spielt gut, hat aber das Pech, dass die Gegner noch besser spielen. Auch gestern hatte er eine höchst undankbare Aufgabe. Lukas ist einer der Shooting-Stars aus dem Bundesjugendkader. Gegen diese aufstrebenden Jungs ist es immer besonders schwer. Basti hat gegen einen GM verloren. Da denkt man erst mal, das wäre ganz normal. Doch das war es gar nicht. Erst nach der Runde habe ich erfahren, dass Basti auf Sieg stand. Aber GM Diermair ist halt auch gut darin schlechte Stellungen nochmal zu drehen. Schade, dass wäre im Nachhinein ein wichtiger Punkt gewesen.
Nun aber wieder zurück zu meiner Partie eine kleine, aber feine Taktik erlaubte es mir, meine Struktur zu verbessern. Formal stand ich wohl auf Gewinn, aber da lag noch viel Arbeit vor mir. Nur mit sehr präzisem Spiel kann die Stellung gewonnen werden. Der einfache Bauernraub muss zugunsten von strategischen Stellungsverbesserungen abgelehnt werden. Die Verteidigung des Königs hat oberste Priorität und langsam kann man dann Initiative entfalten, Matt drohen, Material gewinnen und die Kapitulation des Gegners entgegennehmen.
Somit war der Anschlusstreffer versenkt und ich widmete mich wieder den anderen, noch laufenden Partien. Oder besser gesagt der anderen noch laufenden Partie, denn Alois hat inzwischen Remis gemacht. Ein Dauerschach führte zum Friedensschluss. Also blieb nur mehr die Partie von Dominic. Die war im Mittelspiel unglaublich kompliziert und ich wusste nie wer da besser steht. Doch nun waren sie im Endspiel und Dominic hatte einen Bauern mehr. Allerdings verteidigte sich sein Gegner unglaublich gut. Dominic kämpft wie ein Löwe und lies nichts unversucht. Nach 110 Zügen schien es so, als hätte er nun einen echten Fortschritt gemacht und eine gute Siegchance bekommen. Doch genau in dem Moment reklamierte sein Gegner, 50 Züge ohne Bauernzug und ohne, dass eine Figur geschlagen wurde. Also Remis.
Schade wir haben gegen einen starken Gegner großartig gekämpft und wir hatten gute Chancen. Aber das es fehlte das berühmte kleine Stückchen Glück, welches man braucht, um den Wettkampf zu gewinnen. Heute ist ein neuer Tag und mit Gleisdorf bekommen wir einen neuen Gegner. Mal sehen was uns der neue Tag bringt …